Die Druse – eine hoch ansteckende Pferdeerkrankung

Foto eines eitrigen Nasenausflusses

Die Druse ist eine durch das Bakterium Streptococcus equi verursachte hoch kontagiöse und auszehrende Pferdeerkrankung. Sie ist weltweit verbreitet und auch in Sachsen und Thüringen treten immer wieder Bestandserkrankungen auf, so auch dieses Jahr.

Was sind die Symptome der Druse?

Die Krankheit beginnt mit erhöhter Körpertemperatur von über 39 oC, begleitet von Mattigkeit, Fressunlust sowie evtl. angelaufenen Beinen. Im weiteren Verlauf bekommen die Pferde typischerweise einen eitrigen Ausfluss aus den Nüstern (s. Bild) und die Lymphknoten zwischen den Unterkieferästen oder in den Ganaschen schwellen schmerzhaft an. Die Lymphknoten sind das Zielorgan der Druse-Bakterien und füllen sich durch die Reaktion auf den Erreger mit Eiter. Es sind aber nicht zwangsläufig alle typischen Symptome bei erkrankten Pferden zu beobachten.

Bei Verdacht auf Druse sollte der Pferdehalter die Rektaltemperatur messen und die Unterkieferlymphknoten abtasten.

Die Lymphknoten können so vergrößert und schmerzhaft sein, dass der Kehlkopf und die Luftröhre verengt werden und die Pferde an Atemnot leiden. Deshalb wird die Druse im Englischen auch als „Strangles“ bezeichnet, was so viel wie Strangulationskrankheit bedeutet. Erkrankte Pferde halten dann Kopf und Hals gestreckt, um die luftführenden Atemwege zu entlasten. Nach einer gewissen Zeit können die geschwollenen Lymphknoten aufplatzen und es entleert sich dicker, gelber Eiter. Die Lymphknoten im Kehlgangsbereich können sich jedoch auch in die oberen Atemwege oder den Luftsack entleeren und somit einen eitrigen Nasenausfluss verursachen. Der Eiter ist sehr stark erregerhaltig, so dass die Krankheit schnell auf andere Pferde übertragen wird.

In wenigen Fällen besiedeln die Druse-Bakterien andere Gebiete als den Kopf und Hals. So können auch Brust-, Bauchhöhle, Gehirn, Rückenmark oder die Gebärmutter befallen werden, woraus entsprechende Komplikationen resultieren. Diese Erkrankungen werden als metastatische Druse bezeichnet und können zum Tod des erkrankten Tieres führen. Die Druse-Bakterien verursachen in wenigen Fällen durch eine Immunkomplexreaktion im Pferdekörper auch die sogenannte Blutfleckenkrankheit (Morbus maculosus), welche durch Schwellungen an Kopf und Beinen sowie Kreislaufstörungen mit Todesfällen gekennzeichnet ist.

Pferde, die eine gewisse Immunität gegenüber Streptococcus equi aufweisen oder mit einem weniger krankmachenden Bakterienstamm infiziert werden, können einen milderen Krankheitsverlauf oder sogar keine Symptome zeigen.


Wie verursacht Streptococcus equi die Erkrankung?

Die Bakterien können in der Erde etwa 3 Tage und im Wasser 4 - 6 Wochen überleben. Der Erreger wird von Pferd zu Pferd durch Nasensekret, Ausfluss aus den Lymphknoten und Husten verbreitet. Tiere, die die Bakterien ausscheiden, kontaminieren Gegenstände im Stall wie z.B. Futter, Ausrüstung, Kleidung, Wasserbehälter, Pflegezeug und Einstreu. Die Verbreitung der Bakterien kann auch über Fliegen im Bestand erfolgen.

Bei der klassischen Druse gelangen die Erreger über den Rachenring in die regionalen Lymphknoten. Innerhalb von 3 - 8 Tagen entwickeln sich klinische Symptome. Wenn die Lymphknoten eröffnet sind und sich der Eiter entleert hat, genesen die Pferde in der Regel ohne Probleme innerhalb von 2 Wochen. Die Tiere können aber noch für Wochen infektiös sein und einige wenige Pferde scheiden die Erreger in Abständen sogar über Jahre aus, obwohl sie klinisch gesund erscheinen.

Nicht alle Pferde, die Kontakt mit dem Erreger haben, werden krank. Die Erkrankung ist abhängig von der aufgenommenen Erregermenge, vom Immunstatus der Pferde sowie anderen schwächenden Komponenten wie z.B. Stress, Wurmbefall, Nährstoffmängel und andere Krankheiten. Alle Altersgruppen von Pferden sind empfänglich, obgleich Fohlen und jüngere Tiere am häufigsten betroffen sind, da deren Immunsystem noch nicht voll entwickelt ist. Die Erkrankung wird vorrangig bei Pferden beobachtet, die Kontakt zu Tieren aus anderen Beständen haben (z.B. Turnierpferde, große Pferdeherden mit wechselnder Zusammensetzung).


Wie kann man die Druse diagnostizieren?

Die Diagnose wird anhand der typischen Symptome in Verbindung mit einem bakteriologischen Nachweis der Erreger in Nasen- oder Rachentupfern gestellt. Die Diagnostik bei chronischen Ausscheidern ist wesentlich schwieriger. Dazu müssen Spülproben aus dem Rachenraum und den Luftsäcken entnommen und mittels empfindlicherer Labormethoden wie der PCR sowie durch Bakterienanzüchtung nachgewiesen werden.

Im Rahmen des „Programms Infektionsdiagnostik Pferd der Sächsischen Tierseuchenkasse“ ist die Labordiagnostik in der Landesuntersuchungsanstalt Sachsen (LUA) für den Pferdehalter bei Einhaltung aller Anforderungen kostenlos.

eröffneter Lymphknoten nach Druseinfektion
eröffneter Lymphknoten nach Druseinfektion

Wie sollte die Druse behandelt werden?

Der Verdacht auf Druse sollte umgehend durch einen Tierarzt abgeklärt werden, um die Diagnose zu bestätigen. Aus dem betroffenen Bestand dürfen keine Pferde mit anderen Pferden in Kontakt kommen, da sie Überträger der Infektion sein können (Bestandssperre).

Gleichzeitig müssen die Schmerzen der erkrankten Pferde gelindert, sekundäre Komplikationen verhindert sowie die Ausbreitung der Bakterien im Bestand limitiert werden.

Pferde mit Druse sollte man für 6 – 8 Wochen isoliert halten. Dabei ist auf strengste Hygiene und Desinfektion zu achten, um die Bakterien nicht z.B. durch die Kleidung, Putzzeug oder Eimer auf gesunde Pferde zu übertragen. Bevor die geheilten Pferde wieder in die Herde integriert werden, sollten sie labordiagnostisch anhand von Proben als Nichtausscheider klassifiziert sein.

Viele Drusefälle benötigen keine antibiotische Behandlung. Ziel der Behandlung ist die Eröffnung der Lymphknoten, so dass die Erreger aus dem Körper eliminiert werden können. Geeignet sind warme Kompressen oder Einreibungen die auf die geschwollenen Regionen aufgebracht werden. Dadurch wird auch der Schmerz gelindert. Sind die Lymphknoten „reif“, d.h. weich und eindrückbar, sollte der Tierarzt sie eröffnen. Ist das nicht möglich und das Pferd leidet zunehmend unter Atemnot, kann zur Verbesserung der Luftaufnahme ein Luftröhrenschnitt notwendig sein. Die eröffneten Lymphknoten sind bis zur Abheilung offen zu halten und mit Desinfektionsmitteln zu spülen.

Welche Prognose hat die Druse?

Die meisten Pferde gesunden innerhalb von 7 – 10 Tagen nach Beginn der Symptome ohne bleibende Schäden und ca. 75% besitzen dann eine 2 - 5-jährige Immunität gegenüber den Druse-Erregern.  Die restlichen ca. 25% der geheilten Pferde bilden nicht genügend Abwehrstoffe und sind innerhalb von Monaten erneut anfällig für die Infektion. Deshalb kann sich die Erkrankung in manchen Beständen über Monate hinziehen.

Als Komplikationen nach der akuten Phase können Herzmuskelentzündungen, Phlegmonen, Kehlkopfpfeifen, Atemgeräusche, Blutarmut oder eitergefüllte Luftsäcke auftreten.

Geheilte Pferde können noch lange infektiös sein und sollten deshalb für mindestens weitere 4 Wochen nach Abklingen der Symptome isoliert bleiben und anschließend anhand von Tupfer- oder Spülproben labordiagnostisch als Nichtausscheider bestätigt werden. Pferde mit persistierender Druse-Infektion der Luftsäcke können bei Kontakt Überträger für andere Pferdebestände sein.


Wie kann man der Druse vorbeugen?

Um eine Einschleppung der Druse in einen Pferdebestand zu verhindern, sollten neu einzustallende Tiere für 2 - 3 Wochen isoliert gehalten und täglich auf Druse-Symptome untersucht werden (Nasenausfluss, Husten, geschwollene Lymphknoten, Fieber). Zusätzliche Sicherheit ist gegeben, wenn von diesen Pferden Proben aus den oberen Atemwegen im Labor auf den Druse-Erreger mit negativem Befund untersucht werden. Im Rahmen der Einstellungsuntersuchung des „Programms Infektionsdiagnostik Pferd der Sächsischen Tierseuchenkasse“ ist diese Labordiagnostik in der LUA Sachsen für den Pferdehalter bei Einhaltung aller Anforderungen kostenlos.

Ein kommerziell erhältlicher Druse-Impfstoff ist verfügbar. Nach den aktuellen Leitlinien zur Impfung von Pferden des Bundesverbandes Praktizierender Tierärzte e. V. ist der Einsatz dieser Vakzine allerdings ausschließlich als Notfallmaßnahme zur Verringerung der klinischen Symptome bei akut infektionsgefährdeten Pferden zu empfehlen. Die prophylaktische Impfung nicht akut infektionsgefährdeter Tiere wird wegen möglicher Nebenwirkungen und häufig unzureichendem Impfschutz nicht empfohlen.


Dr. Uwe Hörügel
Pferdegesundheitsdienst der Sächsischen Tierseuchenkasse
0351/8060821
0171/4836069

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