Stoffwechselprojekt (2017 - 2019)

Ziel des Projektes

  • Erfassung der Stoffwechselsituation von Schafen und Ziegen in sächsischen Schaf- und Ziegenbetrieben
  • Empfehlung zur gezielten Substitution von tierphysiologisch notwendigen Mengen- und Spurenelementen durch Veränderung der Fütterung die Anfälligkeit der Tiere für allgemeine Infektionen, Fruchtbarkeitsstörungen, Eutererkrankungen und mangelndes Wachstum zu reduzieren
  • Verbesserung und Aufrechterhaltung der Tiergesundheit durch bedarfsgerechte Versorgung der Tiere

Schafhaltung in Sachsen

ca. 130.500 Schafe

ca. 16.000 Ziegen

Ökonomische Betrachtung:

  • Wollschur als Kostenfaktor (0,05-1,50 Euro)
  • Produkt Lammfleisch ist nicht Kosten deckend -Erlöse aus Lammfleischerzeugung reichen nicht zur Existenzsicherung
  • häufig Familienbetriebe (Schäfer – Altersdurchschnitt 50 Jahre, Familienmitglieder)
  • Nutzung von Landschaftspflegeprogrammen, Grünlandbewirtschaftung (wichtige Einnahmequelle!)

Probleme in Schaf- und Ziegenbetrieben

  • Grünlandorientierte Angebote - Verzicht auf jegliche Düngung und Pflanzenschutz, Einschränkung in der Nutzung (Vorgabe Nutzungszeitpunkte)
  • Reduzierung der Schnitthäufigkeit, späte Nutzung des ersten Aufwuchses
  • starker Wettbewerbsdruck mit der intensiven Landbewirtschaftung
  • hohe Kontrollauflagen der Cross Compliance (Einzeltierkennzeichnung, Anerkennung der Förderfähigkeit von Pflegeflächen
  • Zusatzbelastung durch Wolfsschutz (höhere Netze – höheres Gewicht, Herdenschutzhunde)

 Anstieg von:

  • Verendungen (alle Altersgruppen)
  • Kümmern
  • Fruchtbarkeitsstörungen
  • Einlingsgeburten
  • verminderte Zunahmen

Durch Stichprobenuntersuchungen konnten chron. Erkrankungen ausgeschlossen (z.B. Paratuberkulose und Maedi/ Visna) werden.


Grundgedanken

Bis vor ca. 10 Jahren:

  • Nachweiden von intensiv landwirtschaftlich bearbeiteten Auswuchsflächen
  • Möglichkeit der Nutzung intensiv bewirtschafteten Grünland anderer Unternehmen

Heute:

  • zunehmende Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion bzw. ein erhöhter Nutzungsdruck auf die Flächen
  • gestraffte Fruchtfolgen und moderne Anbaumethoden im Ackerbau
  • energetische Verwertung des Aufwuchses erfolgt durch Biogasanlagen
  • Beweidung extensiv genutzter eigener Flächen bzw. Landschaftspflege in Naturschutz relevanten Gebieten (Düngung aufgrund von Agrarumweltmaßnahmen nur begrenzt möglich)
  • Reduzierung der Schnitthäufigkeit
  • Späte Nutzung erster Aufwuchs
  • kaum noch Stoppeläcker mit Auswuchsgetreide vorhanden
  • Unsicherheit bei Landwirten, inwieweit ihre Begrünungen vom Wanderschäfer abgehütet werden dürfen, ohne dass ihnen dadurch Nachteile bei den Fördergeldern entstehen
Früher Heute
  • Getreide ernten
  • neu ausgetrieben
  • Schafbeweidung (Auswuchsflächen)
  • danach Neuansaat
  • Schnelle Fruchtfolge
  • Zwischenfrüchte für Greening,
  • Mulchen im Jan. Febr.
  • Schafbeweidung müsste in Düngebilanz - kompliziert
  • Trockenheit

Vermutung:

ungenügender Mineralstoffgehalt in den Futterpflanzen, um den Bedarf der Weidetiere abzudecken


 Durchführung des Projekts und Untersuchungen

  • Herdenbeurteilung
  • Blutuntersuchung Tiere (10 Blutproben als Poolprobe)

Zeitpunkt: Weideperiode,

Stallhaltung bzw. Weidehaltung im Winter

  • Untersuchung erfolgt je nach Leistungsgruppe (Lämmer, Jungschafe, Mutterschafe tragend, Mutterschafe laktierend)

Parameter: ASAT, BILI, Ca, Cu, Se, Zn, PO4, GLDH, TP, Urea

Die Untersuchung der Blutproben erfolgte im Labor der Thüringer Tierseuchenkasse.


Teilnehmende Betriebe

Schäferei Ziegenbetriebe  
  • 12 Betriebe (Haupterwerb)
  • 100 -1170 Schafe über 9 Monaten
  • 10 konventionelle Haltungen
  • 2 Biobetriebe
  • Moorschnucken, Merinolandschaf, Schwarzköpfiges Fleischschaf, Suffolk, Merinofleischschaf
  • 2 Betriebe
  • 80 - 90 Tiere
  • Thüringer Waldziegen
  • Selbstvermarktung: Käse, Milch, Fleisch

Ergebnisse

  1. Selen
Landkreis      
Schafe Jungschafe Altschafe Bestände
Sächsische Schweiz-Osterzgebirge 3 1 1
Mittelsachsen 2 5 1
Görlitz 2   1
Nordsachsen 2 2 2
Ziegen      
Vogtlandkreis 1 1 2

Bei 109 Poolproben aus 14 Beständen wurde 19 x Se-Mangel in 7 Beständen festgestellt.

Mögliche Selen-Mangelgebiete in Sachsen nach Prof. Steinhöfel Eigene Ergebnisse

 Sehr niedriger Gehalt

 Niedriger Gehalt

 Ausreichender Gehalt


  1. andere Mineralstoffe und Spurenelemente

 

Selenmangel

5 Schafhaltungen (4 x Weidehaltung, 1x Stallhaltung)

2 Ziegenhaltungen

 

Kalziummangel

Schäfereien (11):

27 x bei hochtragenden/ laktierenden MS

  4 x bei niedertragenden/güsten MS

  5 x bei JS

  3 x bei Lämmer

 Ziegenbetriebe (1)

  2 x bei Jungziegen

  2 x bei hochtragenden/laktierenden Ziegen

 

 

Zinkmangel

1x laktierende Milchziegen

1 x Altschafe

 

Kupfermangel

1 x Ziegenlämmer

 


Fazit und Schlussfolgerungen

Allgemein:

  • Mangelsymptome können nicht auf den ersten Blick eindeutig zugeordnet werden, häufig bleiben charakteristische Krankheitssymptome aufgrund des subklinischen Verlaufes aus
  • Stoffwechseluntersuchungen (Blutproben) sind ein relativ einfaches diagnostisches Mittel um den Bestandsstatus zu ermitteln (Poolproben)
  • Mineralstoffe und Spurenelemente sollten nach Bedarf zugefüttert werden, d.h. vorherige Blutuntersuchung notwendig
  • Mineralstoffe können in Form von Mineralstoffmischungen, Boli, Leckschalen bzw. Lecksteinen den Schafen und Ziegen angeboten werden, welche permanent den Tieren zur Verfügung stehen müssen (auch auf der Weide)

Selen:

  • vorliegenden Untersuchungen bestätigen die Vermutung, dass Selenmangel in sächs. Schaf- und Ziegenhaltungen vorhanden ist
  • regionale Unterschiede des Vorkommens von Selen müssen bei der Fütterung beachtet werden und durch entsprechende Mineralstoffzugaben ausgeglichen werden
  • bei Selenmangel ist alternativ eine Injektionsbehandlung mit Vitamin E/Selen möglich (genaue Dosierung beachten – Selenvergiftung möglich)

Kupfer

  • Ziegen benötigen Mineralfutter mit Kupfer sonst besteht die Gefahr des Kupfermangel (Lämmer: neurologische Ausfälle, festliegen)
  • Schafe benötigen im Gegensatz zu Ziegen nur wenig Kupfer – bei einer zu hohen Aufnahme von Kupfer kommt es relativ schnell zur Kupfervergiftung – Vorsicht! wenn Schafe und Ziegen zusammengehalten werden – Ziegenmineral mit Kupfer so füttern, dass Schafe nicht ran kommen (evtl. Kletterlust der Ziegen ausnutzen und es höher stellen)

Kalzium

  • Kalziumunterversorgung wurde hauptsächlich bei tragenden und laktierenden Muttertieren diagnostiziert (erhöhter Bedarf an Kalzium)

 Zink

  • Zinkmangel wurde in 2 Betrieben diagnostiziert
  • Typische Erscheinungen sind vermehrter Haar- und Wollausfall besonders im Kopfbereich (Haarlosigkeit im Augenbereich „Brillenbildung“)

 Die vorliegenden Untersuchungen legen die Vermutung nahe, dass die Versorgung speziell mit Selen über das Grünfutter regional sehr unterschiedlich ist.

Eine Unterversorgung mit Mineralstoffen von Schafen und Ziegen kann schon über einen längeren Zeitraum vorliegen (subklinischer Verlauf) ohne typische Krankheitssymptome. Häufig kann man in betroffenen Beständen vermehrt Kümmerer, verminderte Milchleistung und struppiges Haarkleid beobachten.

Speziell im Wachstum, während der Trächtigkeit oder der Laktation sind Schafe und Ziegen durch ihren erhöhten Bedarf auf eine zusätzliche Versorgung mit Mineralstoffen angewiesen.

Um den Mineralstoffstatus einer Herde zu beurteilen, sollten gesunde Tiere (mindestens 5) ausgewählt werden, in vergleichbaren Leistungsstadium (Lämmer, hochtragende Tiere, laktierende Tiere). Die Untersuchung kann mit gepoolten Blutproben erfolgen.

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