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« Previous Page Table of Contents Next Page »9 . A r b e i t s b e r i c h t d e s P f e r d e g e s u n d h e i t s d i e n s t e s ( P G D )
9.2 Sektionsprogramm
Programm des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und der Sächsischen Tierseuchenkasse zur
diagnostischen Abklärung von Tierverlusten bei Pferden, Rindern, Schweinen, Schafen und Ziegen vom 12. November 2007 Ziele des Programms sind:
» Erhöhung der Abklärungsrate bei Tierverlusten und Krankheitsgeschehen » Verbesserung der Tierseuchenprophylaxe
Verfahrensweise
» Pferdehalter können verendete bzw. eingeschläferte Tiere bis 30 kg selber oder über den LUA-Kurier von den Veterinärämtern in die LUA bringen
» Pferde über 30 kg können von einem eigens zu diesem Zweck angeschafften Fahrzeug abgeholt und in die LUA transportiert werden
Was bezahlt die TSK?
» Kosten für den Transport und die diagnostische Untersuchung an der LUA Sachsen tragen das Land Sachsen und die Sächsische Tierseuchenkasse.
» dem Tierbesitzer wird ein Eigenanteil in Rechnung gestellt: » für den Transport eines Tieres zwischen 30 und 100 kg: 30 €
» für den Transport eines Tieres über 100 kg: 50 €
» für die diagnostische Untersuchung und Befundmitteilung: 20 €
Wie kann man sich für die Teilnahme an dem Programm anmelden?
» die Abholung für den laufenden Tag muss bis 9 Uhr in der TKBA Lenz erfolgen (Telefon: 03524/97350)
Im Jahr 2010 kamen im Rahmen dieses Pro-gramms 33 Pferde zur Sektion in die Landes-untersuchungsanstalt (LUA). Das sind 11 Tiere weniger als 2009. Neunundzwanzig Pferde wurden mit dem Sektionsfahrzeug an die LUA gebracht und 4 von ihren Besitzern selbst angeliefert. Unter den 33 Pferden waren 9 Fohlen, die innerhalb der ersten Lebenswoche verendeten.
Die häufgste Ursache für den Verlust von Foh-len in der ersten Lebenswoche waren bakteri-elle Infektionen. Diese Infektionen können ein Anzeichen für die Unterversorgung der Fohlen mit Abwehrstoffen aus der Biestmilch sein. Ein-trittspforten für Bakterien in diesem Alter sind insbesondere der Nabelstumpf, kleine Haut-verletzungen sowie der Magen-Darm-Trakt. Um solchen Blutvergiftungen vorzubeugen, ist folgendes zu beachten:
» Reinigung und Desinfektion der Abfohlbox vor der Geburt
» Stute 4-6 Wochen vor Geburt in Abfohlbox verbringen
» falls Stute viel Biestmilch vor Geburt ablaufen lässt, die Milch auffangen und steril einfrie-ren
» Geburt überwachen und ggf. unterstützend eingreifen
» Fohlen soll innerhalb der ersten 2 Stunden stehen und saugen; wenn nicht Biestmilch mit Flasche oder Sonde verabreichen » mehrmals tägliche Nabenstumpfdesinfektion mit Chlorhexidin in den ersten Lebenstagen
» Immunglobulingehalt im Fohlenblut 1 Tag nach der Geburt überprüfen und ggf. korri-gieren
Im Rahmen der Sektionen wurden zwei au-ßergewöhnliche Befunde bei einem Pferd und einem Esel erhoben.
Ein 8-jähriger Isländerwallach, der in Deutsch-land gezogen wurde, fel vorberichtlich durch zunehmende Störungen im Zentralnerven-system und Fieber auf. Er kam im weiteren Krankheitsverlauf zum Festliegen und wurde daraufhin eingeschläfert. Bei der Sektion wur-de eine starke Verwurmung im Darm festge-stellt (Palisadenwürmer, Pfriemenschwänze). Histologisch konnten im Gehirn Entzündungs-reaktionen mit Anschnitten von Wurmlarven gefunden werden. Die Anschnitte entsprachen am ehesten Larven der Gattung Halicephal-obus. Diese Art gehört zu den so genannten fakultativen Endoparasiten, d.h. diese leben normalerweise in der Erde, können aber auch im Pferd existieren und sich weiterentwickeln.
Abb. 5: Pferdelunge und Herz bei Sektion (Foto Dr. Hardt, LUA Leipzig)
Der Entwicklungszyklus dieser Parasiten ist nicht vollständig bekannt, aber vermutlich gelangen die Wurmlarven über Wunden in den Körper oder sie werden von den Pferden mit Staub eingeatmet. Auf ihrer Wanderung durch den Körper können sie Entzündungen hervor-rufen, welche sich je nach Lokalisation im Körper unterschiedlich klinisch auswirken. Im vorliegenden Fall kam es zu Entzündungsreak-tionen im Gehirn und somit zu zentralnervösen Symptomen (Kreisbewegungen, Bewegungs-inkoordination, Kopfschiefhaltung, Leerkauen). Inwieweit der ohnehin starke Parasitenbefall bei dem Pferd eine Infektion begünstigt hat, bleibt spekulativ.
In einem anderen interessanten Fall wurde ein Esel aus Frankreich nach Deutschland eingeführt. Nach dem er ca. ein halbes Jahr in Deutschland war, bekam er therapieresistenten Durchfall und magerte zunehmend ab. Da sich der Allgemeinzustand immer weiter ver-schlechterte, wurde der Esel Anfang November 2010 eingeschläfert. Bei der Sektion fel auf, dass der gesamte Darm deutliche Wandver-dickungen und hirnwindungsartige, ödema-töse Schwellungen der Schleimhautfalten aufwies. Dieses Sektionsbild war typisch für eine Erkrankung bei Rindern und Schafen, der Paratuberkulose. Mittels molekularbiologischer Methoden konnten die Erreger der Paratuberku-lose, Mycobacterium avium ssp. paratuberculo-sis, im Darminhalt nachgewiesen werden. Die Paratuberkulose ist eine unheilbare Erkrankung bei Rindern und Schafen. Sie ist vereinzelt auch
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