Page 17 - Jahresbericht2010

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9 . A r b e i t s b e r i c h t d e s P f e r d e g e s u n d h e i t s d i e n s t e s ( P G D )

cken. Ist die Allergie einmal zum Ausbruch gekommen, reichen wenige Insektenstiche, den Juckreiz als Symptom der Überreaktion des Immunsystems aufrechtzuerhalten. Aber warum tritt diese Allergieform bei einem Pferd auf und bei dem anderen nicht?

Begünstigende Faktoren

Es wird vermutet, dass die Veranlagung für diese Erkrankung genetisch bedingt ist. Forschungen an der Universität in Utrecht (Niederlande) führen Untersuchungen dazu durch. Betroffene Tiere sollten nicht zur Zucht verwendet werden. Das Sommerekzem ist aber keineswegs eine reine Erbkrankheit. Es spielen weitere Faktoren, wie die Rasse und die Fütterung eine begünstigende Rolle. Vor-rangig sind Pferde der nordischen Rassen (z.B. Isländer) betroffen. In Bezug auf die Fütterung sollte darauf geachtet werden, dass die Pferde nicht übergewichtig sind, nicht zu viel Energie und Eiweiß zu sich nehmen und ausreichend mit Mineralstoffen und Spurenelementen versorgt sind. Wenig Bewegung begünstigt im Zusammenhang mit Weidegang auf üppigem Grasland die Gewichtszunahme sowie die Übersäuerung des Organismus.

Häufgkeit

In Deutschland soll die Häufgkeit des Auftre-tens des Sommerekzems bis zu 29% betragen, in England dagegen nur 2,8% und in den Niederlanden 8-18%. Aus Australien wird von 32% berichtet. Das Auftreten scheint zuzuneh-men, wobei es dafür keine verlässlichen Daten gibt. Mögliche Ursachen für das häufgere Auftreten könnten die Klimaerwärmung und der reduzierte Einsatz von Insektiziden in der Landwirtschaft, aber auch die Verbreitung der genetisch fxierten Allergiebereitschaft in der Pferdepopulation darstellen.

Jahreszeitliche Verbreitung

Der Lebenszyklus der Insekten ist an Tem-peraturen über 5oC gebunden, weshalb das Sommerekzem, wie der Name schon vermuten lässt, hierzulande nur in den warmen Jahres-zeiten auftritt. In den Wintermonaten können die Symptome der Erkrankung vollständig abheilen, was insbesondere beim Kauf eines Pferdes im Winter ein Problem darstellen kann.

Insekten der Culicoides-Familie sind im Üb-rigen auch für die Übertragung von Tierseu-chenerregern wie die Viren der Blauzungen-krankheit bei Rindern, Schafen und Ziegen sowie der Afrikanischen Pferdepest verant-wortlich.

Symptome

Das unfehlbare Symptom ist der quälende Juckreiz. Durch das damit verbundene Scheu-ern entstehen zerzauste oder blutig geriebene Mähnenkämme (Abb. 1) und Schweifrüben (Abb. 2). In extremen Fällen sind diese Stellen haarlos und auch die Unterseite des Brust-korbes ist blutig gescheuert. Durch Besiedlung der erkrankten Haut mit Bakterien und Pilzen können diese Stellen auch eitern und nässen, was den Juckreiz noch verstärken kann . Diese Tiere können unreitbar werden, da sie sich ständig schütteln, nervös sind und versuchen, sich an Gegenständen zu reiben und es zum anderen unverantwortlich ist, auf die betrof-fenen Hautpartien Sattel oder Sattelgurt aufzubringen.

Oft ist eine Zunahme des Schweregrades der allergischen Reaktion von Jahr zu Jahr zu erkennen.

gegenüber Insektenspeichel an. Ein positiver FIT bedeutet allerdings nicht, dass das Pferd an einem Sommerekzem erkranken wird. Das Auftreten der Erkrankung hängt von weiteren Faktoren wie Standort (Insektenaufkommen), genetischer Disposition sowie Fütterung ab.

Vorbeugung und Behandlung

Die besten vorbeugenden Maßnahmen sind, eine Überversorgung der Pferde mit Energie und Eiweiß sowie einen Mineralstoff- und Spurenelementmangel zu vermeiden (nur stun-denweise auf Weide, kurz gefressene Koppel, Mineralfutter für Pferde zufüttern, keine zu-sätzlichen Konzentrate). Weiterhin sollten die Pferde regelmäßig bewegt werden, um Über-gewicht zu vermeiden. Während der Haupt-fugzeiten der Insekten in der Dämmerung sollten die Tiere im Stall gehalten werden. Die Stallhaltung bietet den Pferden auch die

Abb. 2: Ekzem Schweifrübe

Diagnostik

Anhand der typischen Symptomatik und des saisonalen Auftretens des Sommerek-zems bereitet die Diagnostik im Sommer kaum Schwierigkeiten. Das Problem ist die Symptomfreiheit im Winter. Es kann sich also durchaus das Schnäppchen beim Pferdekauf im Winter als „Sommerekzemer“ in den war-men Jahreszeiten entpuppen. Ein Rückgabe-recht besteht beim Kauf durch eine Privatper-son von einem Unternehmer. Der Verkäufer muss beweisen, dass das Pferd vorher noch kein Sommerekzem entwickelt hatte. Beweis-bar ist dies nur durch einen vor dem Verkauf durchgeführten Bluttest (Funktioneller Invitro-Test, FIT). Dieser FIT zeigt eine bestehende Allergiebereitschaft des Tieres unter anderem

Möglichkeit der Erholung von der Insektenpla-ge. Eine Weidehütte bietet zusätzlich Schutz vor Insekten. Zu bevorzugen sind windige Koppeln. Koppeln in der Nähe von fießenden Gewässern als Brutstätte der Insekten sind zu meiden. Zu beachten ist, dass die Insekten bis zu 10 km weit fiegen können.

Wichtig ist, die betroffenen Pferde möglichst vor Stichen der Insekten zu schützen. Dies kann man zum einen durch das Auftragen von Repellentien (Mittel, die die Insekten fernhalten) auf die Haut und zum anderen durch das Tragen von Ekzemerdecken errei-chen. Repellentien auf Permethrin-Basis sind in Deutschland für die Anwendung am Pferd zugelassen (z.B. Wellcare Emulsion®). Aller-dings ist deren Wirkungsdauer sehr von der

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