Am Samstag, dem 15.11.2025 fanden sich 130 Interessierte im Rittergut Limbach zum „Treffpunkt Pferdegesundheit 2025“ ein. Die Veranstaltung war auch in diesem Jahr wieder komplett ausgebucht.
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Zur Eröffnung wurden die Anwesenden durch Frau Dr. Uta Schwarzer, Geschäftsführerin der Sächsischen Tierseuchenkasse (TSK), begrüßt und bekamen einen Überblick über wichtige Neuerungen im Zuge der Umstellung aller Tiergesundheitsprogramme der TSK auf die Anforderungen der EU-Tiergesundheitsverordnung, das sogenannte Animal Health Law (AHL). Dies sorgt für einheitliche Strukturen, klare Verantwortlichkeiten und eine engere Verzahnung von Tiergesundheit und Tierschutz. In diesem Zusammenhang wurde ein neues Programm zur Untersuchung auf Salmonellen in Pferdebeständen eingeführt. Diese Erweiterung ist uns ein wichtiges Anliegen, denn Salmonellen spielen nicht nur für die Tiergesundheit, sondern auch im Hinblick auf den Verbraucherschutz und die Zoonosenprävention eine Rolle. Unser Ziel ist es, dass Sie als Tierhalterinnen und Tierhalter auch künftig auf eine transparente, moderne und praxisnahe Unterstützung in Abstimmung mit dem Pferdegsundheitsdienst zählen können.
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Im ersten Vortrag behandelte Dr. Uwe Hörügel, Pferdegesundheitsdienst der TSK zwei bedeutende infektiöse Erkrankungen des Pferdes: Equine Influenza und Salmonellose. Zunächst wurde die Equine Influenza als eine der ansteckendsten Atemwegserkrankungen beim Pferd vorgestellt. Der Vortrag erläutert die Eigenschaften des Influenza-A-Virus (Subtyp H3N8) sowie die typischen Symptome wie Fieber, trockener Husten, Nasenausfluss und Fressunlust. Der Referent hob hervor, wie schnell sich Influenza in Beständen mit intensiver Pferdemobilität verbreitet. Ein zentraler Punkt ist die Impfprophylaxe: Sie bleibt die wichtigste Maßnahme zur Eindämmung von Ausbrüchen. Ergänzend werden Managementempfehlungen wie Quarantäne, Hygienemaßnahmen, schnelle Isolierung erkrankter Tiere und systematische Gesundheitsüberwachung vorgestellt. Im zweiten Teil wendete sich der Vortrag der Salmonellose zu, einer bakteriellen Erkrankung des Darmtrakts, welche insbesondere im Klinik- und Stallumfeld aufgrund ihrer Zoonosegefahr und ihrer Umweltstabilität eine Herausforderung darstellt. Der Referent beschrieb das breite klinische Spektrum, von symptomlosen Ausscheidern über fiebrige Durchfälle bis hin zu schwerem, lebensbedrohlichem Endotoxinschock. Besonderes Augenmerk gilt den Risikofaktoren, etwa Stress, Transport, Antibiotikatherapien oder geschwächtes Immunsystem, die eine Ausscheidung oder Erkrankung begünstigen. Der Vortrag zeigt, dass sowohl Influenza als auch Salmonellose erhebliche Auswirkungen auf Pferdebestände haben, jedoch unterschiedliche Ansätze zur Kontrolle erfordern. Influenza wird primär durch Impfmanagement und Hygienestrategien kontrolliert, während bei der Salmonellose besonders strenge Hygienemaßnahmen, frühe Identifikation von Ausscheidern und konsequentes Bestandsmanagement entscheidend sind. Beide Erkrankungen verdeutlichen die Bedeutung von Prävention, frühzeitiger Diagnostik und gut organisiertem Stallmanagement.
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Im zweiten Vortrag stellte Frau Dr. Stefanie Kewitz, Tierärztin in der Sächsischen Landesamt für Umwelt, LW und Geologie Möglichkeiten der digitalen Anwendungen in der Pferdehaltung vor. Nach der Klärung von Grundbegriffen in der Digitalisierung erläuterte sie den aktuellen Stand in Bezug auf automatische Fütterungssysteme sowohl in der Gruppen- als auch in der Einzelhaltung, die Überwachung der Tränkwasserversorgung, die automatisierte Selektion von Pferden in verschiedene Bereiche eines Laufstalles sowie Einstreu- und Entmistungssysteme. Des Weiteren erläuterte Frau Dr. Kewitz Anwendungen der Digitalisierung bei der Geburtsüberwachung sowie der allgemeinen Gesundheitskontrolle mittels KI-basierten Programmen und schließlich verschiedene App-Angebote zur Unterstützung des Managements in Pferdebetrieben. Auf diesem Gebiet sind sicherlich in den nächsten Jahren noch viele weitere Neuigkeiten zu erwarten. |
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Nach der Mittagspause mit einem reichlichen Imbiss ging der Tierarzt Phillip Linke als Inhaber der Pferdedentalpraxis Dresden auf den Sinn oder Unsinn der Zahnmedizin beim Pferd ein. Er erklärte zu Beginn die anatomischen Grundlagen der Maulhöhle einschließlich der Zähne beim Pferd. Danach ging er auf mögliche Krankheitsanzeichen für Zahnprobleme ein, wie z. B. Abmagerung, Futterverweigerung, Kopfschiefhaltung beim Fressen, Schwerrittigkeit, Schlundverstopfungen und Koliken. Anhand vieler Bilder dokumentierte Herr Linke mögliche Erkrankungen sowohl der Schneide- als auch der Backenzähne und deren Behandlung mittels Spezialwerkzeugen. Er plädierte für routinemäßige Zahnkontrollen bei Jungpferden im Zahnwechsel 1 – 2 mal pro Jahr und bei älteren Pferden ohne Gebissabnormalitäten alle 1,5 bis 2 Jahre. |
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Als letzte Referentin widmete sich die Tierärztin Jasmin Büttner, Inhaberin einer Tierarztpraxis im Vogtland dem Tierschutz im Pferdesport. In ihrem Vortrag stellte sie die aktuellen Herausforderungen und tierschutzrelevanten Fragestellungen im modernen Pferdesport dar. Sie betonte, dass Tierschutz nicht nur ein gesetzlicher Rahmen, sondern ein grundlegendes ethisches Prinzip ist, das das gesamte Trainings- und Wettkampfmanagement durchziehen muss. Zentraler Bestandteil des Vortrags war die Bewertung physiologischer Belastungsgrenzen des Pferdes. Büttner beschrieb, wie Training, Haltung, Fütterung und Ausrüstung ineinandergreifen und welche Stressoren – etwa Überforderung, unpassende Ausrüstung oder unzureichende Regeneration – das Wohlbefinden beeinträchtigen können. Anhand klinischer Beispiele zeigte sie typische Befunde, die auf tierschutzrelevante Fehlbelastungen im Sport hindeuten. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf Richtlinien und Kontrollmechanismen im Pferdesport. Frau Büttner erläuterte veterinärmedizinische Untersuchungen bei Wettkämpfen (Pferdekontrollen, Verfassungsprüfungen, Dopingkontrollen), die Bedeutung objektiver Lahmheitsbewertungen und die Rolle von Turniertierärzten. Sie ging zudem auf aktuelle Diskussionen zu erlaubten und nicht erlaubten Hilfszügeln, Gebissen und Trainingsmethoden ein und bewertete deren Auswirkungen aus tierschutzfachlicher Sicht. Abschließend plädierte sie für eine klare Kombination aus wissenschaftsbasiertem Training, systematischer Prävention und Sensibilisierung aller Beteiligten – Reitern, Trainern, Besitzern, Richtern und Veranstaltern. Nur durch ein konsequent pferdeorientiertes Management könne sportliche Leistung mit nachhaltigem Tierschutz vereinbar bleiben. Wenn eventuelle tierschutzrechtliche Verstöße beobachtet werden, sollte immer zuerst das Gespräch mit dem Reiter und/oder Trainer gesucht werden. In den Reitvereinen gibt es auch eine Tierschutzvertrauensperson, die hinzugezogen werden kann. Bei wiederholten Verstößen ist der Landesverband für Pferdesport der Ansprechpartner. Gravierende Vorfälle sind dem Amtstierarzt anzuzeigen.
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Wir bedanken uns bei allen Referenten und Teilnehmern für die gelungenen Veranstaltung und das große Interesse am Thema Pferdegesundheit!